Oratorienchor Schwandorf feierte sein 25-jähriges Bestehen – Stehende Ovationen für Faurés Requiem
Quelle: Mittelbayerische Zeitung vom 19.11.2025
Von Renate Ahrens
Schwandorf. In warmes Licht war der Innenraum der Kirche St. Konrad in Ettmannsdorf an diesem nebligen, grauen Sonntag getaucht–die passende Kulisse für das Requiem op. 48 und weitere Werke des französischen Komponisten Gabriel Fauré, die der Oratorienchor Schwandorf zu seinem 25. Jubiläum darbot.

Es war ein besonderes Erlebnis, das die vielen Zuhörer ergriff und begeisterte. Die weichen, fließenden Melodien und der warme Klang des Orchesters schufen eine Atmosphäre der Ruhe und des Friedens. Ein langer, stehender Applaus war am Ende der verdiente Lohn.
Der Gründer ist unvergessen
Der Oratorienchor Schwandorf als Aushängeschild der Konrad-Max-Kunz-Fördervereinigung zeigt seit seinem Bestehen eindrucksvoll eine Leidenschaft für anspruchsvolle Chorwerke. Die starke Gemeinschaft der ehrenamtlichen Sänger und die hohe musikalische Qualität wurden auch am Sonntag unter der Leitung von Dirigent Wolfgang Kraus eindrucksvoll unter Beweis gestellt.
Mitwirkende bei diesem kulturellen Hochgenuss waren zudem das Collegium musicum Regensburg, das Orchester Camerata Schwandorf, Sopranistin Manuela Falk und Bariton Martin Popp.

Ian Owen, der Vorsitzende der Fördervereinigung, blickte zu Beginn auf die 25-jährige Geschichte des Chors zurück, der aus ehrenamtlichen Laiensängern besteht. Der Gründer Robert Schander war damals gerade nach Schwandorf gekommen. „Er scharte in seiner unvergleichlichen, agilen Art eine Gruppe Gleichgesinnter um sich, die seine Leidenschaft für Musik teilten – und die bereit waren, sich auch schwierige Chorwerke zu erarbeiten“, erinnerte Owen.
Seit dem Jahr 2000 hat der Oratorienchor in Schwandorf jährlich in zwei großen Konzerten nahezu alle bedeutenden Oratorien und Werke der Chorliteratur aufgeführt – von Händels Messias über Haydns Schöpfung bis zu neuzeitlichen Werken wie Leonard Bernsteins Chichester Psalms.
„Der frühe Tod von Robert Schander im Jahr 2010 war ein herber Schlag für den Chor“, erklärte Owen. Doch nachdem anfänglichen Schock stand schnell fest: Der Chor macht weiter. Mit Marek Vorlicek konnte ein junger, ambitionierter Leiter gewonnen werden. Seit 2014 führt nun Wolfgang Kraus den Chor und bringt ihn mit seiner feinsinnigen Art immer wieder zu großartigen Leistungen.
Kraus ist Kirchenmusiker in Furth im Wald und Regionalkantor der Region Cham. Seit 2003 leitet er zudem den Chor des Collegium musicum Regensburg, sodass beide Ensembles seither zahlreiche gemeinsame Konzerte gestaltet haben – auch Aufführungen größerer Werke wurden dadurch möglich. Oberbürgermeister Andreas Feller dankte dem Oratorienchor vor dem Konzert für die Bereicherung des kulturellen Lebens in der Stadt.
Eine große Herausforderung stellte für den Chor auch die Pandemie dar. Wie in vielen Ensembles war sie laut Owen für manche Sänger Anlass, ihr Hobby aufzugeben. Dennoch machte der Chor weiter und wagte sich sogar mit zwei Aufführungen in die Welt der Oper. Noch immer sind Sängerinnen der ersten Stunde dabei. Viel bedeute ihnen der Chor, berichteten sie der Mittelbayerischen nach dem gelungenen Konzert, als sich die Anspannung gelöst hatte.
Wunderbare Gemeinschaft
„Wir empfinden Freude und Entspannung, und auch die Gemeinschaft ist wunderbar“, sagten Andrea Graf-Ruetz und Anita Bauer übereinstimmend. „Man tut etwas für sich“, ergänzte Johanna Steltenkamp, seit neun Jahren Mitglied im Chor. Und natürlich tue man auch etwas für das Publikum – wie an diesem Abend erneut bewiesen. Für manche Besucher mochte es ungewöhnlich erscheinen, für ein Jubiläumskonzert eine Totenmesse zu wählen. Doch am Ende erwies es sich als Geschenk: Faurés Requiem zählt zu den stillsten und tröstlichsten Vertonungen der Totenmesse. Statt dramatischer Schrecken setzt Fauré auf Sanftheit, Licht und Hoffnung – etwas, das der Oratorienchor hervorragend umzusetzen wusste. Fauré sah den Tod eher als natürlichen Übergang in eine friedvolle Existenz, und dieses Empfinden vermittelte sich den Zuhörern am Sonntag in Form tiefer Gelassenheit. Das Requiem wirkt wie eine Meditation über Frieden – ein zurückhaltendes, menschliches Werk, das bis heute zu den beliebtesten geistlichen Kompositionen zählt.
Beeindruckend waren der warme, gleichmäßige und beinahe meditierende Orchesterklang sowie die Soli, insbesondere der berühmte „Pie Jesu“- Sopran-Satz. Das Werk endet mit dem „In Paradisum“ und bietet einen versöhnlichen Ausblick auf den Frieden jenseits des irdischen Lebens.
Die Zuhörer zeigten sich begeistert. „Es war wunderschön“, sagte etwa Gisela Heinrich (84) aus Nittenau, die selbst „schon ihr Leben lang“ Geige spielt. „Das Ensemble wurde dem Werk gerecht und erfasste es. Auch der Dirigent ist hervorragend. Es fehlen leider mehr jüngere Stimmen“, bedauerte Heinrich. Tatsächlich ist man auf Nachwuchssuche: Der Chor lädt alle Interessierten ein, unverbindlich an einer Probe teilzunehmen – jeden Donnerstag von 19 bis 21 Uhr (außer in den Schulferien) im FitZentrum der Firma Horsch in Schwandorf. „Großartige Stimmung und herzliche Leute“, heißt es in der Einladung.
